
Geschäftsgetriebene Innovation
In Ergänzung zu unseren eigenen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten haben wir uns mit einem einstelligen Millionen-Euro-Betrag am High-Tech Gründerfonds (HTGF) III beteiligt. Dieser startete am 31. Mai 2017 mit einem Volumen von 245 Millionen Euro im First Closing.

So unterstützen wir gemeinsam mit dem Berliner Chemie Startup DexLeChem die Lehrveranstaltung „Data Analytics für Chemieingenieure und Chemiker“, die im Wintersemester 2019/2020 vom Institut für Chemie und der Chemical Invention Factory an der TU Berlin erstmals angeboten wird. Auf diese Weise fördern wir die Ausbildung von Fachkräften, die sowohl das chemisch-technische als auch das digitale Wissen mitbringen, um alle Möglichkeiten der Digitalisierung auszuschöpfen.
2020 wurde LANXESS vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft mit dem Gütesiegel "Innovativ durch Forschung" ausgezeichnet. Seit 2014 würdigt der Stifterverband forschende Unternehmen für ihre besondere Verantwortung, die sie für Staat und Gesellschaft übernehmen, mit dem Siegel "Innovativ durch Forschung".
Forschung und Entwicklung nachhaltig vorantreiben
So entwickeln wir an unserem belgischen Standort Lillo eine neuartige katalytische Abgasreinigung zur Reduktion von Stickoxiden und Lachgas in der Abluft, die im Zusammenhang mit der Produktion von Caprolactam entsteht. Die Maßnahme soll einen wichtigen Beitrag auf unserem Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2040 leisten.
Ganz neue Wege gehen wir derweil bei der Entwicklung kundenspezifischer Hochleistungs-Kunststoffe: Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) wollen wir die Entwicklungszeit neuer Materialien künftig deutlich verkürzen. Dafür kooperieren wir mit Citrine Informatics, einem US-amerikanischen KI-Unternehmen, das sich auf die softwaregestützte Entwicklung chemischer Produkte spezialisiert hat. In einem Pilotprojekt loten wir die Möglichkeiten aus, mit Unterstützung von KI Glasfasern zu optimieren und dadurch die Eigenschaften unserer Hochleistungs-Kunststoffe weiter zu verbessern. Dabei soll KI die Entwicklungszeit für die benötigten Rezepturen auf weniger als die Hälfte reduzieren. Unsere Kunden würden so in kürzerer Zeit noch bessere, maßgeschneiderte Produkte erhalten.
Ein weiteres KI-Projekt mit Citrine Informatics widmet sich der Erweiterung des Produktangebots von Präpolymeren. LANXESS Datenspezialisten und Prozessexperten haben mithilfe der Citrine Plattform die bestehende Rezeptur-Datenbank erweitert. Dabei greift ein auf Chemie ausgelegter Algorithmus auf bestehende empirische Messdaten zurück, verknüpft sie mit dem Wissen der Prozessexperten und errechnet weitere Werte. Auf diese Weise werden nur wenige reale Messungen zur Überprüfung der zuvor mit KI bestimmten Werte benötigt. In einem nächsten Schritt prüfen unsere Daten- und Prozessexperten, wie verlässlich sich mithilfe von KI optimale Rezepturen vorhersagen lassen, um kundenspezifische Anforderungen an Produkteigenschaften zu erfüllen.
Besonderes Augenmerk legen wir auf die Entwicklung von Produkten, die einen spürbaren Nutzen im Sinne der Nachhaltigkeit entfalten: So hat unsere Business Unit Inorganic Pigments ein Schwarzpigment entwickelt, das im Vergleich zu herkömmlichen Produkten die Nah-Infrarotstrahlung (NIR) des Sonnenlichts um 20 % stärker reflektiert. Mit Bayferrox 303 T eingefärbte Kunststoffdächer und -fassadenelemente heizen sich bei Sonneneinstrahlung deutlich weniger auf – die Gebäudeinnentemperatur kann so verringert werden. Dies verbessert nicht nur das Wohnraumklima, sondern senkt auch den Energieverbrauch für die Klimatisierung.
So entwickeln wir an unserem belgischen Standort Lillo eine neuartige katalytische Abgasreinigung zur Reduktion von Stickoxiden und Lachgas in der Abluft, die im Zusammenhang mit der Produktion von Caprolactam entsteht. Die Maßnahme soll einen wichtigen Beitrag auf unserem Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2040 leisten.
In einem Forschungsprojekt entwickelt LANXESS eine innovative Technologie zur Wiederverwertung von Resten in der Lederherstellung.
Ein Beispiel für die erfolgreiche Optimierung des LANXESS-Produktportfolios unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit: das „Sustainable Leather Management“-Programm unserer Business Unit Leather.. Damit bietet der Geschäftsbereich seinen Kunden aus der Lederindustrie zahlreiche innovative Technologien und Produkte entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Ziel: die Herstellung nachhaltiger, ökologisch verträglicher Leder zu unterstützen – ohne Abstriche bei der Qualität zu machen. Zu den jüngsten Innovationen zählen wasserbasierte Farbstoffe für die Lederzurichtung. Die Palette Levaderm WB ist lösemittelfrei, nicht entflammbar und frei von Schwermetallen.
Außerdem entwickelte unsere Business Unit Leather in Kooperation mit dem Forschungsinstitut Invite GmbH eine neuartige Technologie zur Wiederverwertung von Abfallprodukten in der Lederherstellung. Dafür wurde eine modulare Pilotanlage konzipiert: diese ermöglicht es, aus Falzspänen und Schnittabfällen sowie aus pflanzlicher Biomasse Nachgerbstoffe der Marke „Levotan X-Biomer“ zur Fertigung von Leder herzustellen. Eine Gerberei kann auf diese Weise einen Teil ihres Eigenbedarfs an Nachgerbstoffen vollautomatisch und weitgehend selbstständig vor Ort produzieren. Dies ist ein großer Schritt im Sinne nachhaltiger Produktionskonzepte.
Die Pilotanlage wird zurzeit bei der niedersächsischen Gerberei Heller-Leder GmbH & Co. KG, einem weiteren Projektpartner, erprobt. Das Forschungsprojekt startete in 2016 mit einem Investitionsvolumen von rund fünf Millionen Euro. Es wurde etwa zur Hälfte durch Fördermittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert. Die wegweisende Technologie im Bereich Klima- und Umweltschutz erhielt im Februar 2018 den Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt. in der Kategorie „Umweltfreundliche Produkte“.
Die LANXESS Business Unit Material Protection Products verschreibt sich dem Schutz vor schädlichen Mikroorganismen.
Ob Holzanstriche, Dispersionsfarben, Lacke oder Putze:Die Konservierungsmittel unserer Business Unit Material Protection Products schützen weltweit unterschiedliche Werkstoffe vor mikrobiellem Befall. Im Portfolio des Geschäftsbereichs findet sich eine ganze Reihe weiterer hocheffizienter Wirkstoffe und Spezialchemikalien, insbesondere für Desinfektions- und Hygienelösungen. Es handelt sich um das ehemalige „Clean and Disinfect“-Geschäft des US-amerikanischen Chemiekonzerns Chemours. Eines der Kernprodukte ist das Desinfektionsmittel Virkon® S, das in der Veterinärdesinfektion eingesetzt wird. Studien zeigen, dass Virkon® S gegen 65 Stämme aus über 19 Virusfamilien, 400 Bakterienstämme und über 100 Pilzstämme wirkt. Dazu gehören wesentliche Krankheiten der A-Liste der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE), wie beispielsweise Vogelgrippe H5N1, Schweinegrippe H1N1, Newcastle-Krankheit, klassische Schweinepest sowie Maul- und Klauenseuche.
Wirksamer Schutz
Internationale Prüflabore bescheinigen, dass Virkon® S gegen pathogene Stämme des hochansteckenden Grippevirus bei Vögeln wirkt. Dies gilt selbst unter schwierigen Bedingungen – wie etwa starker organischer Belastung, Verdünnung durch Regenwasser, niedrigen Temperaturen oder Belastungen durch andere krankheitserregende Keime in landwirtschaftlichen Betrieben. Virkon® S wirkt bereits bei einer Verdünnung von 1:100 und ist für den Einsatz als vorbeugende und kontinuierliche Maßnahme zur Biosicherheit empfohlen. Im Gegensatz zu vielen anderen Desinfektionsmitteln bleibt Virkon® S zudem nachweislich auch bei tiefen winterlichen Temperaturen und organischer Belastung über das gesamte pH-Spektrum wirksam, ohne dass die Konzentration oder die Einwirkzeit erhöht werden müssen.
Präventionsmaßnahmen ergreifen
In vielen Ländern Europas und Asiens ist die Vogelgrippe H5N8 auf dem Vormarsch. Deshalb raten europäische Veterinärexperten den Geflügelproduzenten, ihre Biosicherheitsmaßnahmen zu erhöhen. So soll die Ansteckungsgefahr von Millionen europäischer Vögel in der Nutztierhaltung durch infizierte, wild lebende Zugvögel minimiert werden. Denn unabhängig davon, ob die Geflügelbestände vermeintlich geschützt im Stall gehalten werden oder nicht, kann sich das hochansteckende Virus an Fahrzeuge heften und so in landwirtschaftliche Betriebe transportiert werden. Dort können Arbeiter den Erreger durch den Kontakt mit Kleidung und Schuhwerk weitertragen.
Die LANXESS Business Unit Inorganic Pigments setzt mit einem nachhaltigen Prozess zur Herstellung gelbstichiger Rotpigmente der Marke Bayferrox® neue Maßstäbe.
Farbe nimmt in der urbanen Gestaltung einen hohen Stellenwert ein – denn sie schafft Individualität. Zur Herstellung von Farben und Lacken werden seit Jahrzehnten anorganische Pigmente der LANXESS-Produktlinien Bayferrox® und Colortherm® weltweit eingesetzt. Ihre Anwendungsvielfalt reicht von Dispersionsfarben für Innenwände oder Häuserfassaden über Malerlacke bis hin zu universellen Industrielackierungen.
Die Basisstruktur dieser Farbpigmente sind Eisen- und Chromoxide – Stoffe, die auch in der Natur vorkommen. Doch die synthetisch hergestellten Produkte der LANXESS Business Unit Inorganic Pigments sind den natürlichen in ihren Eigenschaften deutlich überlegen: Sie bieten höchste Licht- und Wetterresistenz, hohe Farbstärke und Chemikalienbeständigkeit sowie ein ausgezeichnetes Deckvermögen. Der ausgewählte Farbton bleibt so über Jahre nahezu unverändert erhalten. Im weltgrößten Eisenoxid-Werk am Standort Krefeld-Uerdingen in Deutschland hat LANXESS seit 1926 mehr als 13 Millionen Tonnen Eisenoxidpigmente hergestellt.
Die umfangreiche Eisenoxid- und Chromoxidpigmentpalette der Marken Bayferrox® und Colortherm® bieten ein Farbspektrum von Gelb über Rot, Schwarz, Braun bis hin zu Grün. Innerhalb dieses Spektrums können Kunden unter mehr als 100 Abstufungen wählen.
Energieeffiziente Anlage setzt neue Umweltstandards
Helle, gelbstichige Rotpigmente, die sogenannten „New Reds“, komplettieren die LANXESS-Produktpalette. Grundlage dafür ist ein neu entwickeltes Herstellungsverfahren: der „Ningbo-Prozess“. Diese einzigartige Prozesstechnologie wird erstmals am gleichnamigen LANXESS-Standort in China eingesetzt. Die weltweit modernste Produktionsstätte für Eisenoxidpigmente wurde eigens zur Realisierung des Ningbo-Prozesses gebaut und hat im ersten Quartal 2016 den Betrieb aufgenommen.
Traditionell wird in China das Penniman-Verfahren für die Produktion von Eisenoxidrot-Pigmenten verwendet. Im Sinne des Umweltschutzes ist dieses Verfahren jedoch nachweislich schädlich. LANXESS hat deshalb mit dem Ningbo-Prozess ein neues Verfahren entwickelt, das eine sichere und umweltschonende Herstellung hochwertiger Eisenoxidpigmente ermöglicht. Neben einer innovativen Prozessführung beinhaltet dies auch die nahezu vollständige Abgasreinigung aller entstehenden Stickoxide, inklusive des besonders klimaschädlichen Lachgases. Durch die moderne Prozessführung, Anlagentechnik und Wärmeintegration konnte zudem der Energiebedarf signifikant gesenkt werden.
Mit einer Reihe von Produktinnovationen beweist LANXESS erneut seine Expertise in der Wasseraufbereitung.
Mit der Entwicklung optimierter Membranelemente der Reihe Lewabrane RO ULP und des Ionenaustauschers der Marke Lewatit ermöglicht es LANXESS Kunden auf der ganzen Welt, die knappe Ressource Wasser effizient und nachhaltig zu nutzen. Durch den Einsatz der neuen Membranelemente, die einen um 40 Prozent geringeren Betriebsdruck gegenüber Standardelementen benötigen, können langfristig weniger Reinigungschemikalien eingesetzt und längere Reinigungsintervalle etabliert werden. Sowohl die Energie- als auch Betriebskosten unserer Kunden werden so bei der Verwendung gesenkt. Der selektive Ionenaustauscher Lewatit TP 107 wurde speziell für die kommunale Trinkwasseraufbereitung entwickelt – er bietet aber auch im industriellen Bereich entscheidende Vorteile, zum Beispiel in der Abwasserbehandlung der Leder- oder Galvanoindustrie. Verglichen mit herkömmlichen Produkten besitzt Lewatit TP 107 eine außergewöhnlich hohe nutzbare Kapazität für Verunreinigungen im Spurenbereich von Trink-, Grund- und Abwasser. Auch das gesundheitsgefährdende Chromat wird effizienter entfernt. Die beiden Technologien ergänzen sich und werden von unseren Kunden erfolgreich im Verbund eingesetzt.
Mücken, Zecken & Co. können eine echte Plage sein. Wenn es warm wird, vergrätzen sie einem oft nicht nur den Aufenthalt im Freien, sondern können auch sogar die Erreger gefährlicher Krankheiten übertragen.
Ob Urlaub am Meer, Party im Park, Ausflug in den Wald, ja selbst der eigene Garten – die Natur ist für viele Menschen ein Erholungsparadies. Jedenfalls solange es dort nicht vor Insekten wimmelt. Das richtige Wetter vorausgesetzt, lauern hungrige Mücken, Stechfliegen, Zecken und Bremsen an gefühlt jeder Ecke. Schlimmer noch als der Dauerjuckreiz ist aber die Gefahr, sich etwa mit Malaria, Dengue-Fieber, dem Zika-Virus, Borreliose oder Hirnhautentzündung zu infizieren.
Verlässlichen Schutz bietet Saltidin, ein Wirkstoff, den die LANXESS Tochter Saltigo in Dormagen herstellt und der in vielen gängigen Insektenschutzmitteln enthalten ist. „Saltidin legt sich wie ein Film über die Haut“, erzählt Beate Tombeux, die die Saltidin-Kunden von Saltigo weltweit bei Formulierungsfragen betreut. „Die Mücke riecht nichts mehr.“ Ein flächendeckendes Auftragen des Insektenschutzmittels ist allerdings ein Muss. Denn nur dort, wo Saltidin drauf ist, ist die Haut auch wirklich vor dem Angriff blutrünstiger Insekten und Zecken geschützt. Tombeux weiß das auch aus eigener Erfahrung: „Ich teste die neuen Sachen immer selbst aus“, sagt sie schmunzelnd. „Dafür fertige ich mir in meinem Labor extra Formulierungen an.“
LANXESS erweitert seine Hightech-Kunststoffe der Marke Durethan um mit Glasfasern hochverstärkte Produktvarianten.
Die glasfaserverstärkten Durethane wurden 2017 von unserer Business Unit High Performance Materials entwickelt und eignen sich insbesondere für Anwendungen in der Elektromobilität. Das innovative Material ist hoch flammgeschützt und besonders kriechstromfest. Da es zudem ideale mechanische Eigenschaften mit gleichzeitig guter Verarbeitbarkeit kombiniert, ist es beispielsweise bestens für den Einsatz in Hochleistungsbatterien und im Antriebsstrang von Elektrofahrzeugen geeignet. Auch die ressourcenschonende Leichtbauweise lässt sich mit den Hochleistungskunststoffen in die Elektromobilität einbringen.
Mit einer Optimierung der Produktlinie für hochreine Polyurethane-Präpolymere, so genannte Low-Free-Produkte, hat die Business Unit Urethane Systems erneut ihre globale Technologieführerschaft unter Beweis gestellt. Der Einsatz der neuen Produkte mit sehr geringen Restmonomer-Gehalten reduziert die Exposition der Arbeitenden gegenüber potenziell krebserregenden Stoffen. Außerdem zeichnet sich die Produktlinie durch eine bessere Verarbeitbarkeit aus und ist damit optimal für Anwendungen in der Reifen- und Rollenindustrie oder im Klebstoff-Bereich geeignet.