Chemikalienverordnung REACH: Revision mit Augenmaß

Bei der REACH-Verordnung handelt es sich um das weitreichendste und ambitionierteste Chemikaliengesetz weltweit. REACH steht für Registrierung, Bewertung und Zulassung von Chemikalien (englisch: Registration, Evaluation and Authorisation of Chemicals). Ziel der Verordnung ist der Schutz von Mensch und Umwelt, die schrittweise Substitution von besonders gefährlichen Chemikalien und die Verbesserung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. 

Seit die REACH-Verordnung im Jahr 2007 in Kraft getreten ist, wurden über 23 000 Chemikalien bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA registriert. Das bedeutet, dass für diese Chemikalien umfangreiche Daten zu ihren toxikologischen Eigenschaften, den Verwendungen und zur sicheren Handhabung vorliegen und auf der Homepage der ECHA veröffentlicht sind. Es gilt der Grundsatz „keine Daten, kein Markt“. Das bedeutet, dass nur registrierte Stoffe (in einer Menge über eine Tonne pro Jahr) in der EU hergestellt oder importiert werden dürfen. Auch LANXESS hat über 900 chemische Substanzen registriert und in den Registrierungsdossiers nachgewiesen, dass diese Substanzen sicher angewendet werden. 

REACH-Ziele werden mit viel Aufwand erreicht

Die Einreichung eines Registrierungsdossiers ist kein einmaliger Aufwand. Vielmehr müssen die Registrierungsdossiers regelmäßig überarbeitet und aktualisiert werden, beispielsweise, wenn sich die hergestellte Menge einer chemischen Substanz ändert oder wenn neue Informationen zu den Eigenschaften des Stoffes vorliegen. Zudem wurden die Informations-anforderungen in den letzten Jahren oftmals erhöht und es mussten viele zusätzliche Daten, z.B. zu Stoffen in Nanoform, erhoben und eingereicht werden. Im Rahmen der Dossier- und Stoffbewertung können Behörden weitere Informationen, z.B. in Form von Studien, einfordern, die die Registranten eines Stoffes durchführen und im Registrierungsdossier hinterlegen müssen. Die Umsetzung der REACH-Anforderungen erfordert für die chemische Industrie einen sehr hohen Ressourcenaufwand. Bei LANXESS kümmert sich eine eigene Abteilung darum, dass die Registrierungsdossiers alle erforderlichen Informationen enthalten und auf dem neuesten Stand sind. Doch dieser Aufwand zeigt auch Wirkung: Keine Region dieser Welt verfügt über einen so großen Datenschatz über chemische Substanzen und deren Eigenschaften wie die Europäische Union. Mehrere eingehende Überprüfungen der REACH-Verordnung haben gezeigt, dass die REACH-Prozesse gut funktionieren, um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu erreichen - auch wenn es in einigen Bereichen noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt, insbesondere im Hinblick auf die Effizienz.

Geplante Revision der REACH-Verordnung

In ihrer Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit hat die EU-Kommission angekündigt, eine „gezielte“ Revision der REACH-Verordnung durchzuführen. Konkretisiert wurden diese Pläne in einer kürzlich veröffentlichten Roadmap für die REACH-Revision. Laut dieser Roadmap will die Europäische Kommission strengere Informationsanforderungen für Registrierungsdossiers umsetzen, einen Mischungsbewertungsfaktor einführen, um schädliche Wirkungen durch unbeabsichtigte Mischungen zu berücksichtigen, die Kommunikation in den Lieferketten vereinfachen, die Bestimmungen für die Dossier- und Stoffbewertung überarbeiten, die Zulassungs- und Beschränkungsprozesse reformieren, u.a. indem nur sogenannte wesentliche Verwendungen von Beschränkungen ausgenommen werden, und die Anforderungen für den Vollzug der REACH-Bestimmungen reformieren. Aus Sicht von LANXESS handelt es sich bei den geplanten Änderungen keineswegs um eine „gezielte“, sondern vielmehr um eine weitreichende Revision der REACH-Verordnung. Eine derart starke Verschärfung der rechtlichen Bestimmungen der REACH-Verordnung würde eine starke Belastung der chemischen und auch der nachgeschalteten verarbeitenden Industrie darstellen und somit Europa als wichtigen Wirtschaftsstandort im internationalen Wettbewerb beeinträchtigen. 

Daher plädieren wir nicht nur für eine gezielte, sondern auch eine verhältnismäßige Überarbeitung der REACH-Verordnung: Anstatt die regulatorische Gesamtbelastung weiter zu erhöhen, sollte die Gesamt-effizienz von REACH gestärkt werden. Dafür benötigt es eine bessere Verzahnung der regulatorischen Prozesse, um mehr Transparenz und Rechtssicherheit zu schaffen und die Sicherstellung eines EU-weit harmonisierten Vollzugs der REACH-Bestimmungen.

Für weitere Informationen oder Rückfragen steht Ihnen
Teresa Bernheim, Chemicals Policy Manager, gerne zur Verfügung: teresa.bernheim@lanxess.com

MEHR ÜBER DIESES THEMA

ARTIKEL
Weißer Container und blaue Fässer auf einem Industrielagerplatz

EU-Lieferkettenrichtlinie braucht neuen Anlauf

13. Februar 2024
ARTIKEL
Labyrinth Europa

Praxisfremde EU-Lieferkettenrichtlinie stoppen!

22. Januar 2024
ARTIKEL
Sonnenkollektoren mit Windturbinen und Strommast bei Sonnenuntergang. Konzept für saubere Energie

Koalitionsausschuss - Hängepartie ohne Ende

23. Oktober 2023
ARTIKEL
Frau bilckt in die Ferne

Wirtschaftliche Lage der Chemiebranche

15. September 2023
ARTIKEL
An seinem Standort in Krefeld produziert LANXESS unter anderem Pigmente, Hochleistungskunststoffe und Spezialchemikalien.

Gemeinsam für den Erhalt des Chemiestandortes

13. September 2023