Wir in Dortmund
Redakteurin: Kerstin Stenger
Das Süße Osmanthusohr war eigentlich nur ein eher wenig beachteter tropischer Pilz. Dann kam unser Team von IMD Natural Solutions aus Dortmund und bescherte ihm ungeahnte Aufmerksamkeit.
Höchste Zeit für uns das Team in Dortmund genauer unter die Lupe zu nehmen.
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Jens Bitzer ist der Standortleiter des Anwendungslabors in Dortmund. Er stellt uns, gemeinsam mit seinem Labormitarbeiter Malte Aplienz, sein Labor vor.
Herr Bitzer, was ist IMD Natural Solutions GmbH?
Jens Bitzer: IMD Natural Solutions ist ein Biotechnologie Start-Up, das 2012 gegründet wurde. Das Team forscht nach natürlichen Wirkstoffen zur Konservierung von Nahrungsmitteln und anderen Produkten. Seit 2017 gehört das Unternehmen zum LANXESS-Konzern. Genauer gesagt zum Geschäftsbereich Beverage Technology.
Woran arbeiten Sie in Ihrem Dortmunder Labor?
Jens Bitzer: Wir haben in unserem Labor Nagardo® entwickelt. Nagardo® ist ein rein natürliches Konservierungsmittel für Getränke. Der Wirkstoff wird fermentativ aus der Kultur eines essbaren Pilzes gewonnen. Dieser Pilz, das Süße Osmanthusohr, lagert hier in unserem Dortmunder Labor. Nicht, dass Sie jetzt denken wir beherbergen hier eine tropenähnliche Pilzplantage. Der Pilz lagert ganz unspektakulär als gelblich-milchige Zellsuspension in einem mit Flüssigstickstoff gefüllten Kessel. Die sogenannte „Master Zellbank“. Also quasi der „Urpilz“, aus dem immer wieder neue Chargen für die Produktion von Nagardo® entnommen und weiter aufbereitet werden.
Jens Bitzer: Nagardo wird fermentativ hergestellt. Hierzu züchten wir den Pilz in großen Bioreaktoren. Dabei wird er ähnlich wie Hefe beim Bierbrauen eingesetzt. Der Pilz besteht aus mikroskopisch kleinen Organismen, die auf Zucker als „Nahrung“ angewiesen sind. Den zugegebenen Zucker wandelt die Pilzkultur allerdings nicht in Alkohol um, wie beim Bier, sondern in besondere Glykolipide. Diese Glykolipide sind die Wirkstoffe von Nagardo®. Es folgen weitere Verarbeitungsschritte wie Reinigen und Trocknen, bis wir zum Schluss ein Pulver erhalten.
Bleibt die Frage: Wie kommt das Pulver ins Getränk?
Malte Aplienz: Das Pulver wird vorgelöst und kann an unterschiedlichen Stellen im Produktionsprozess in das Getränk gegeben werden. Das ist zugleich auch der große Vorteil. Nagardo® kann beispielsweise im Tank hinzugefügt werden, bei der Abfüllung oder erst in der Dose. Die genaue Dosierung ist allerdings von Getränk zu Getränk verschieden. Das ist auch der Grund, warum wir in unserem Labor der Anwendungstechnik täglich Getränkeproben aus aller Welt erhalten. Wir passen die Dosierung auf jede Getränkeformulierung individuell an. Mehr als 1.000 Getränke haben diese Analysen bereits im Dortmunder Labor durchlaufen.
Gibt es besondere Herausforderungen?
Malte Aplienz: Manche Getränke lassen sich deutlich schwieriger konservieren als andere. Zum Beispiel sind asiatische Eistees sehr schwierig, da sie einen besonders hohen pH Wert haben und eine ideale Wachstumsgrundlage für Schadorganismen bieten.
Welches waren die ausgefallensten Getränke, die Sie erhalten haben?
Malte Aplienz: Wir haben schon viele ungewöhnliche Getränke bekommen, wie zum Beispiel peruanische Softdrinks aus Purpurmais, alkoholfreier Tequila oder Erfrischungsgetränke auf Birkensaft-Basis.
Aktuell wird Nagardo® ausschließlich in Getränken eingesetzt. Forschen Sie in Dortmund auch an weiteren Einsatzmöglichkeiten? Und wenn ja, welche?
Jens Bitzer: Nebenbei forschen wir in enger Zusammenarbeit mit dem Kölner Business Development an weiteren Anwendungsmöglichkeiten für Nagardo®. Vor allem der Food-Bereich ist natürlich spannend für uns. Es gibt also sicherlich bald wieder Neuigkeiten aus dem Ruhrpott.
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