Circular Economy
Den Wandel der Gesellschaft hin zu einer nachhaltigen, ressourceneffizienten und kohlenstoffneutralen Wirtschaft unterstützen.
Die gegenwärtige Aufstellung der chemischen Industrie beruht auch heute noch stark auf fossilen Ressourcen. Während sich die Umstellung auf ausgewählte Kreislaufansätze vielleicht einfach bewerkstelligen lässt, stellt die Schaffung einer echten Circular Economy einen Paradigmenwechsel dar, der von allen beteiligten Anspruchsgruppen enorme Anstrengungen erfordert.
In einer zirkulären Welt wird die Industrie etablierte Prozesse überdenken müssen, um von einem linearen Ansatz nach dem Prinzip „Nehmen-Herstellen-Verwenden-Entsorgen“ zu einem Kreislaufansatz zu gelangen. Die chemische Industrie steht im Zentrum langer Wertschöpfungsketten. Heute bezieht sie ihre Ressourcen aus der Öl- und Gasindustrie, aus dem Bergbau und zum Teil aus der Landwirtschaft. Rohstoffe werden zu chemischen Grundstoffen und Zwischenprodukten verarbeitet, aus denen dann in weiteren Verarbeitungsschritten funktionale Chemikalien wie Additive oder Werkstoffe werden. OEMs stellen aus diesen Werkstoffen Teile oder fertige Güter her, die genutzt werden (und einen Zweck erfüllen) und schließlich als Abfall enden.
Als ein führendes Chemikalienunternehmen glauben wir, dass es bei der Circular Economy um mehr als einfach nur um Recycling geht – es geht vielmehr um eine Transformation des gesamten Wertschöpfungssystems, um eine nachhaltige und kohlenstoffneutrale Gesellschaft zu erreichen.
Dies schließt den gesamten Produktlebenszyklus ein und kann nur in enger Zusammenarbeit innerhalb von Wertschöpfungsnetzwerken geschehen. Dies beginnt mit dem Einsatz von Rohstoffen und endet mit einem ressourceneffizienten und umweltfreundlichen Recyclingmechanismus für Produkte. Die chemische Industrie wird ein starker Wegbereiter für zirkuläre Lösungen sein – insbesondere durch chemisches Recycling von Erzeugnissen.
Chemisches Recycling – also die Umwandlung von Abfällen in Rohstoffe – ist ein wichtiger Ansatz zur Förderung der Ressourceneffizienz und Emissionsvermeidung, weil hierdurch Abfälle zurück in die Wertschöpfungskette geführt werden. Bei chemischem Recycling werden z. B. Kunststoffabfälle in chemische Grundstoffe zerlegt, die bei der Herstellung neuer Produkte als Rohstoff in Primaware-Qualität verwendet werden können. Vor allem Kunststoffe, die zum überwiegenden Teil auf fossilen Energieträgern basieren, bieten einen wichtigen Ausgangspunkt für chemisches Recycling. LANXESS erforscht zurzeit Methoden für chemisches Recycling.
LANXESS unterstützt die Umstellung der gesamten Wertschöpfungssysteme, mit dem Ziel einer nachhaltigen, kohlenstoffneutralen und ressourceneffizienten Gesellschaft, mit unseren Produkten und Klimamaßnahmen wie unserer Initiative „Klimaneutral 2040“. Wir sind überzeugt, dass die Circular Economy, die auf einem kompletten Lebenszyklusansatz basiert, eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Umstellung auf eine nachhaltige kohlenstoffarme Wirtschaft in Europa ist und einen Beitrag zur Verwirklichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens sowie der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung leistet.
Außerdem ist LANXESS entschlossen, die Freisetzung von Kunststoffen in die Umwelt zu verhindern. Aus diesem Grund haben wir uns dem Programm „Operation Clean Sweep“ angeschlossen.
Als Mitglied von PlasticsEurope hat LANXESS außerdem die freiwillige Verpflichtung „Plastics 2030“ unterzeichnet. „Plastics 2030“ soll:
- die Freisetzung von Kunststoffen in die Umwelt durch ein stärkeres Engagement innerhalb und außerhalb unserer Branche verhindern
- die Ressourceneffizienz durch die Beschleunigung von Innovationen im gesamten Lebenszyklus von Produkten verbessern
- die Zirkularität von Kunststoffverpackungen verbessern, indem bis 2040 die Wiederverwendung, das Recycling und/oder die Verwertung aller Kunststoffverpackungen in der gesamten EU zu 100 % erreicht werden (60 % bis 2030).
Verschiedene Stufen der Zirkularität
Wiederverwendung und Reparatur
Konsumgüter und sogar Chemikalien (z. B. Lösemittel) lassen sich mieten und wiederverwenden. Viele neue Geschäftsmodelle wie die Wiederverwendung von Lebensmittelverpackungen werden derzeit entwickelt.
Mechanisches Recycling
Hiermit bezeichnet man in der Regel die mechanische Trennung, ohne die chemische Struktur des Materials zu verändern. Mechanisches Recycling kommt seit langem zum Einsatz und beinhaltet das Sammeln, Trennen, Mahlen, Schmelzen, Sortieren, Waschen oder Filtern. Der Grund dafür, warum mechanisches Recycling nicht in jedem Fall geeignet ist, ist die Zersetzung des Materials während seiner Lebensdauer. Dies geschieht hauptsächlich durch Oxidation. Außerdem eignen sich nur saubere und sortenreine Kunststoffe für mechanisches Recycling.
Chemisches Recycling
Chemisches Recycling wird in einer Circular Economy voraussichtlich eine wesentliche Rolle spielen. Das allgemeine Ziel bei chemischem Recycling besteht darin, Monomere oder petrochemische Rohstoffe zu gewinnen und unsortierte Abfallströme wieder für die chemische Industrie aufzuwerten. Mit unterschiedlichen Methoden wird das Material in chemische Bausteine zerlegt. Zu den Methoden gehören:
- Depolymerisation: Umwandlung von Makromolekülen in ihre Bestandteile: die Monomere. Der Wert der Monomere bleibt erhalten.
- Pyrolyse: ist der Prozess der leichten thermischen Zersetzung. Das Polymer wird in Monomere und oft auch wieder in chemische Grundstoffe zerlegt. Das Verfahren kann bei unsortierten und verunreinigten Abfallströmen eingesetzt werden. Das entstehende Material kann wieder als Rohstoff für chemische Wertschöpfungsketten eingesetzt werden.
- Gasifizierung: ist der Prozess der starken thermischen Zersetzung. Das Verfahren ist für unsortierte und sogar hochgradig verunreinigte Abfallströme geeignet. Organische Materialien werden in sogenanntes Syngas oder leichte Rohstoffe umgewandelt. Die Gasifizierung ermöglicht es, chemische Materialien wieder von Grund auf herzustellen.
Durch chemisches Recycling können Abfälle verarbeitet werden, die für mechanisches Recycling zu komplex oder zu stark verunreinigt sind.
Klimaneutrale und zirkuläre Produkte
Wir wollen zu einer Transformation des gesamten Wertschöpfungssystems hin zu einer ressourceneffizienten und klimaneutralen Gesellschaft beitragen. Auf dem Weg zu klimaneutralen und zirkulären Produkten fokussieren wir uns auf drei sich zum Teil überlappende Handlungsfelder.LANXESS Produkte werden fast ausschließlich an Industriekunden verkauft. Erst diese oder nochmals nachgelagerte Kunden produzieren daraus Endprodukte für eine Vielzahl verschiedener Märkte. Im Hinblick auf die Schließung von Kreisläufen bedeutet dies, dass bei unseren Produkten mitunter sehr lange Zeiträume zwischen der Produktion und dem Ende des Lebenszyklus liegen. In einem ersten Schritt fokussieren wir uns daher auf das, was wir als Unternehmen selbst in der Hand haben: Wir arbeiten darauf hin, die „Kreislauf-“ bzw. „Recyclingfähigkeit“ aller unserer Produkte sicherzustellen, damit sie geeignet sind für ein umweltfreundliches Recycling. Um zu verstehen, welche Anforderungen an die „Recyclingfähigkeit“ unserer Produkte zu stellen sind, ist es wichtig zu analysieren, welche Funktion unsere Moleküle in ihrer finalen Verwendung haben und in welchen Kreislaufströmen (biologisch oder technisch) sie zirkulieren.
Beispiele für Projekte und Initiativen
Chemisches Recycling
LANXESS arbeitet derzeit zusammen mit Partnern an der Erforschung von innovativen Methoden für chemisches Recycling. Hierzu gehört beispielsweise das Projekt „Polystyrene Loop“. Dieser neuartige Prozess ermöglicht eine komplette Aufbereitung von Polystyrol-Dämmschaumstoffen mit Flammschutzmitteln aus Abbruchschutt. Wiederverwendbar wird hierbei nicht nur das Styrol aus dem Polymer, sondern auch das im Flammschutzmittel enthaltene Brom. Die Qualität des recycelten Polymers entspricht dem Originalmaterial. Das zurückgewonnene Brom kann ebenfalls erneut für die Herstellung nachhaltiger Flammschutzmittel verwendet werden.
LANXESS ist Gründungsmitglied der BDI-Initiative Circular Economy - als eines von nur wenigen Unternehmen der chemischen Industrie. Ziel ist es, technologische Potenziale zu identifizieren und die notwendigen Rahmenbedingungen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu definieren. Die Initiative versteht sich als Plattform für den Austausch zwischen Wirtschaft und Politik, Wissenschaft und Gesellschaft, um gemeinsam Instrumente zur Förderung des Marktes für Recycling-Rohstoffe zu entwickeln und Potenziale zur Abfallvermeidung zu erschließen.
SCC ist eine Multi-Stakeholder-Initiative, die von einem Verein mit über 140 Mitgliedern geleitet wird. Ziel des Vereins ist die globale Einführung und Weiterentwicklung eines Nachhaltigkeitsstandards, der die gesamte Wertschöpfungskette vom Rohstoff bis zum OEM oder Markeninhaber abdeckt. Die LANXESS Polymer-Compoundierung an unserem Standort in Krefeld-Uerdingen und die Glasfaserproduktion in Antwerpen wurden kürzlich bereits nach ISCC zertifiziert. LANXESS wird sich aktiv an der Weiterentwicklung der ISCC-Standards auf dem Weg zu einer nachhaltigen, klimaneutralen und kreislauforientierten Wirtschaft beteiligen.
Initiative International Sustainability and Carbon Certification
Factor10 Initiative
Um eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen, muss sich die Ökoeffizienz von Materialien um mehr als das zehnfache verbessern. Aus dieser Erkenntnis heraus entstand die "Factor10"-Initiative des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) - und LANXESS ist gemeinsam mit über 30 Unternehmen aus mehr als 15 Branchen und Ländern dabei. Factor10 erarbeitet Metriken, Werkzeuge und neuartige Erkenntnisse, um zirkuläre Lösungen ermöglichen.
Circular Transition Indicators framework (CTI v3.0)
Die neueste Version des Circular Transition Indicators Framework (CTI v3.0) des @WBCSD - World Business Council for Sustainable Development hilft Unternehmen, ihre Fortschritte in der Kreislaufwirtschaft auf einfache, transparente und vergleichbare Weise zu bewerten. Das Rahmenwerk liefert Erkenntnisse, die zeigen, wie Unternehmen Maßnahmen ergreifen können, um Abfälle zu reduzieren, die Ressourceneffizienz zu steigern und über die Reduzierung von Kohlenstoffemissionen zu berichten.
Die neue Version enthält:
- eine Methode zur Berechnung der reduzierten Treibhausgasemissionen durch #zirkuläre Praktiken
- zwei neue Indikatoren für die Verlängerung der Lebensdauer
- bewährte Praktiken für die Umsetzung von Maßnahmen in großem Maßstab.
Die Circular Cars Initiative (CCI) ist eine Partnerschaft zwischen Stakeholdern aus dem automobilen Ökosystem (z. B. Industrie, politische Entscheidungsträger und Flottenkäufer), die darauf abzielt, die Gesamtemissionen über den Lebenszyklus zu eliminieren oder zu minimieren, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf den Emissionen bei der Herstellung liegt. Das übergeordnete Ziel der Initiative ist es, ein Konzept für ein Automobilsystem zu entwickeln, das umsetzbar und wirtschaftlich ist und sich bis 2030 an einem 1,5 °C-Klimaszenario orientiert.
Sehen Sie sich die Aufzeichnung unserer "linkedIN live" Session “How vehicles become climate-neutral” >>
Mehr über die CCI >>
LANXESS ist Gründungsmitglied der Circular Electronics Partnership (CEP) des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD). Die CEP, die im März 2021 ins Leben gerufen wurde, ist die erste privatwirtschaftliche Allianz für zirkuläre Elektronik. Die Vision der CEP zielt darauf ab, den Wert von Komponenten, Produkten und Materialien über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg zu maximieren, mit sicherer und fairer Arbeit und ausschließlicher Verwendung zirkulärer Ressourcen. Diese Veränderungen generieren wirtschaftlichen Wert und haben gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft.
„LANXESS beteiligt sich an der wertschöpfungskettenübergreifenden Zusammenarbeit im Rahmen des Vorhabens „Circular Economy als Innovationsmotor für eine klimaneutrale und ressourceneffiziente Wirtschaft“ (CEWI).
Ziel des Gemeinschaftsprojekts ist es durch Circular Economy Ansätze die Transformation hin zu einer klimaneutralen und ressourceneffizienten Wirtschaft in den Sektoren Gebäude und Automobil zu beschleunigen. CEWI wird durchgeführt von der Stiftung 2°, dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und dem WWF Deutschland und gefördert durch die Bundesrepublik Deutschland, Zuwendungsgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.“
Weltweit sind die Hälfte der CO2-Emissionen direkt oder indirekt auf die Rohstoffförderung und -verarbeitung zurückzuführen (IRP Global Resources Outlook 2019). Die Bundesregierung bündelt ihre Anstrengungen zur kombinierten Betrachtung des Klima- und Ressourcenschutzes im „Klimaschutzprogramm 2030“ und dem „Deutschen Ressourceneffizienzprogramm“. Die EU-Kommission bezeichnet die Kreislaufwirtschaft mit dem neuen „Circular Economy Action Plan“ im Zuge des „Green Deal“ als unabdingbare Säule auf dem Weg hin zu einer dekarbonisierten Wirtschaft.
Das Projekt setzt hier an und leistet einen Beitrag zur unternehmerischen Umsetzung von Kreislaufwirtschaft in Deutschland. Es aktiviert und begleitet Unternehmen und Stakeholder bei der Entwicklung innovativer, sektorübergreifender Pilotprojekte. Die Projekte sollen an zentralen CO2-Minderungspotenzialen ansetzen, Primärrohstoffabbau sowie Abfall reduzieren und systemische Veränderungen hin zu einer Kreislaufwirtschaft anstoßen. Mit der Politik ist der Austausch zu Hemmnissen und zu Bedarfen der Forschung und Förderung geplant.
Die Arbeiten im CEWI Projekt bauen auf bereits existierenden Projekten und Initiativen auf und ergänzen deren Ansätze und Ergebnisse.