25 Jahre Kyoto-Protokoll
Der Meilenstein für den Klimaschutz
Klimaschutz ist nicht erst seit Greta Thunberg in aller Munde. Die Nachrichten berichten täglich über die Auswirkungen der Klimaveränderungen. Es ist also wichtig, das Thema anzugehen.
Für Unternehmen – so auch für LANXESS – ist der Klimaschutz schon länger eine Selbstverständlichkeit. Wir berichten regelmäßig nach klaren Regeln über unsere Emissionen und richten unsere Handlungen danach aus.
Diese Regeln gab es vor 25 Jahren noch nicht. Erst seit dem 11.12.1997, der Geburtsstunde des Kyoto-Protokolls, wurde der Grundstein für diese Regeln gelegt. Begleiten Sie uns auf eine kleine Zeitreise zu den Anfängen des Klimaschutzes und der Berichterstattung darüber.
Klimaschutzkonferenzen – eine kleine Historie
Schon fünf Jahre vor dem Kyoto-Protokoll wurde der Grundstein dafür gelegt: im Juni 1992 auf der ersten Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro.
Dort wurde die „Klimarahmenkonvention“ vereinbart – die United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC). Diese Konvention trat zwei Jahre später, am 21.3.1994, in Kraft.
„Berliner Mandat“
1995 folgte in Berlin die erste UN-Klimakonferenz, die COP-1 – die erste Conference of Parties. Dort einigte man sich auf das „Berliner Mandat“, in dem fixiert wurde, dass die bisherigen Verpflichtungen zum Schutz des Klimas nicht ausreichen.
Auf der COP-1 wurde deshalb eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die Maßnahmen erarbeiten sollte, um Emissions- und Reduktionsziele festzulegen und zu verhandeln. Ziel war es, ein verbindliches Instrument zur Erreichung der Reduktionsziele zu erarbeiten – die Grundlage für das spätere Kyoto-Protokoll. Außerdem wurde Bonn als Sitz des UN-Klimasekretariats festgelegt.
Interessant ist, dass Angela Merkel, die damalige deutsche Umweltministerin, einen großen Anteil an dem Erfolg des späteren Protokolls hatte. Sie hatte sich für Deutschland schon sehr früh auf eine deutliche Reduktion der Treibhausgase verpflichtet und damit andere Staaten animiert, es ihr gleichzutun.
Kyoto-Protokoll
Die ursprünglich auf zehn Tage angesetzte COP-3 in Kyoto war eine extrem dynamische und nahezu unüberschaubare Konferenz mit annähernd 10.000 anwesenden Menschen. Aus insgesamt 158 Vertrags- und sechs Beobachterstaaten kamen 2.300 Delegierte, 3.900 Beobachter aus verschiedenen internationalen Organisationen und über 3.700 Medienvertreter.
Die Konferenz endete nach vielen schlaflosen Nächten und nur kurzen Pausen erst 20 Stunden nach dem ursprünglich geplanten Abschluss mit einem Konsens. Er enthielt die Antworten auf die wichtigsten Fragen sowie die genau bezifferten Reduktionsziele für alle Industrieländer. Daher wurde das als Kyoto-Protokoll bezeichnete Dokument auch erst am 11.12.1997 verspätet fertig.
Auch wenn damals viele wichtige Punkte unbeantwortet blieben und auf später verschoben wurden, war das Protokoll die Grundlage und ein Meilenstein für die Klimaschutzmaßnahmen, wie wir sie heute kennen.
Das Greenhouse-Gas (GHG)-Protokoll
Der nächste Meilenstein war das Greenhouse-Gas-Protokoll. Das in Kyoto verabschiedete Dokument wurde ein Jahr später verwendet, um das GHG-Protokoll zu entwickeln. Es wurde 1998 auf die gemeinsame Initiative des World Resources Institute (WIR) und des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) entwickelt, um einen einheitlichen Rahmen für die Berechnung von Treibhausgasen zu schaffen.
Es enthält die regelmäßig aktualisierten Richtlinien und Vorgaben, die es ermöglichen, die Treibhausgas-Emissionen zu erfassen und damit den Corporate Carbon Footprint von Unternehmen zu berechnen. Das GHG-Protokoll ist heute auch für Unternehmen die Grundlage, um ihre Emissionen zu berichten.
Für die optimale Klimaschutzstrategie eines Unternehmens ist es wichtig, die Quellen von CO2-Emissionen genau zu verstehen. Dazu verwenden wir die Kategorisierungen und Berechnungsmethoden aus dem GHG-Protokoll, um unseren „Corporate Carbon Footprint“ zu bestimmen.
Die Kategorisierung dient vor allem dazu, die Quellen von direkten und indirekten Emissionen zu unterscheiden. So wird u. a. sichergestellt, dass Emissionen nicht mehrfach erfasst werden. Dieses Protokoll unterteilt die Emissionen eines Unternehmens in drei Kategorien:
- Scope 1,
- Scope 2 und
- Scope 3.
Scope was? Scope wer?
Was verbirgt sich hinter den Kategorien? Und wie werden Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen genau definiert?
Scope 1 = Direkte Emissionen
- Scope-1-Emissionen sind die Treibhausgasemissionen, die ein Unternehmen direkt verursacht. Dazu zählen zum Beispiel die Emissionen, die durch den Betrieb von Heizung, Anlagen und auch der Fahrzeugflotte entstehen – also vor allem durch die direkte Verbrennung von Erdgas, Benzin oder Öl.
Scope 2 = Indirekte Emissionen
- Scope-2-Emissionen sind die Treibhausgasemissionen, die ein Unternehmen indirekt verursacht. Dazu zählen insbesondere die Emissionen, die durch die Verwendung von eingekaufter Energie entstehen – also z. B. von eingekauftem Strom für den Einsatz im Herstellungsprozess oder zum Heizen oder Kühlen von Gebäuden und Anlagen.
Bis hierhin lassen sich die Emissionen eines Unternehmens in der Regel sehr genau erfassen und errechnen. Bei den Scope-3-Emissionen wird es deutlich komplexer, da sie durch Dritte verursacht werden. Aber gerade hier besteht besonders viel Sparpotenzial, wenn es um Treibhausgase geht. Denn z. B. durch den Einsatz von klimaneutralen Rohstoffen lassen sich jährlich viele tausend Tonnen CO2 einsparen.
Scope 3 = Indirekte Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette
- Betrachtet man die gesamte Wertschöpfungskette, entstehen Scope-3-Emissionen an zwei Stellen: zum einen vor und zum anderen nach der Produktion. Die vorgelagerten Emissionen entstehen, wenn ein Unternehmen Rohstoffe, Waren oder Dienstleistungen bei anderen Unternehmen einkauft und diese dann in der Produktion einsetzt. Die nachgelagerten Emissionen entstehen erst durch das fertige Produkt, wenn es verwendet oder schließlich entsorgt wird. Bei Scope 3 handelt es sich also um Emissionen, die nicht direkt durch das Unternehmen selbst verursacht werden.
Schritt für Schritt zu weniger Emissionen
LANXESS durchläuft eine gezielte Transformation, um unser Unternehmen klimaneutral zu machen, uns zukunftsfähig aufzustellen und unseren Beitrag zu den Zielen des Kyoto-Protokolls und des Pariser Klimaschutzabkommens zu leisten. Dafür haben wir zwei große Initiativen ins Leben gerufen.
- Die Initiative „Climate Neutral 2040“ betrifft unsere Scope-1- und Scope-2-Emissionen. Bis 2040 haben wir das Ziel, diese Emissionen auf null zu reduzieren.
- Mit der Initiative „Net Zero Value Chain“ wollen wir alle Scope-3-Emissionen in der vor- und nachgelagerten Lieferkette bis 2050 eliminieren. Dabei liegt der Fokus für uns vor allem auf dem Einsatz von nachhaltigen Rohstoffen, grüner Logistik und der Herstellung von klimaneutralen Produkten.
Klimaneutralität 2040
(Scope 1 & Scope 2)
Seit unserer Gründung im Jahr 2004 haben wir unsere Emissionen mehr als halbiert – von 6,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente auf 2,7 Millionen Tonnen. Unser Ziel ist es, bis 2040 klimaneutral zu werden.
Klimaneutralität bedeutet:
- die Emissionen aus unternehmenseigenen Quellen drastisch zu mindern,
- sehr emissionsarme oder klimaneutrale Energie einzukaufen,
- auf diese Weise die Emissionen auf unter 300.000 Tonnen zu senken und
- diese Restemissionen durch Kompensationsmaßnahmen zu neutralisieren.
Net Zero Value Chain (Scope 3)
Mit „Net Zero Value Chain“ gehen wir den nächsten großen Schritt – die klimaneutrale Wertschöpfungskette bis 2050. Unsere Strategie:
- Nachhaltige Rohstoffe:
Wir werden zunehmend nachhaltige Rohstoffe verwenden, z. B. Rohstoffe, die pflanzlichen Ursprungs sind, aus einem Recycling-Prozess stammen oder mit erneuerbaren Energien hergestellt wurden.
- Grüne Logistik:
Innovative Logistiklösungen einsetzen, wie z. B. „grüne“ Binnen- bzw. Hochseelogistik mit nachhaltigen Antriebsarten. Verbesserte Logistikplanung soll für höhere Auslastung der Frachträume, ein optimiertes Zusammenspiel verschiedener Verkehrsträger und weniger Transportbedarf sorgen.
- Klimaneutrale Produkte:
Wir weiten unser Angebot an klimaneutralen Produkten und Lösungen mit geringem CO2-Fußabdruck kontinuierlich aus. Mittelfristig wollen wir emissionsreduzierte und klimaneutrale Varianten für alle unsere Produkte anbieten. Ziel ist es, bis 2050 ausschließlich klimaneutrale Produkte im Portfolio zu haben. In diesem Zusammenhang werden wir den CO2-Fußabdruck aller unserer Produkte ausweisen.
Nachhaltige Rohstoffe haben die größten positiven Auswirkungen
Biomasse als erneuerbare und reichlich vorhandene Ressource hat viele Anwendungsmöglichkeiten – selbst Abfälle und industrielle Nebenprodukte werden als Rohstoffe eine immer wichtigere Rolle spielen. Biobasierte Rohstoffe werden deshalb als zukünftige Basis für eine nachhaltige Gesellschaft angesehen und spielen auch bei uns eine sehr wichtige Rolle für unsere NetZero-2050-Initiative. Um fossile Brennstoffe und Materialien durch erneuerbare Materialien zu ersetzen, entwickeln wir neue Techniken, Strategien und Produkte.„Im neuen Zeitalter der Nachhaltigkeit gilt es, Produkte nachhaltiger zu gestalten als je zuvor – endliche Ressourcen müssen mittel- und langfristig durch organische oder kreislauffähige Alternativen ersetzt werden. Zum Beispiel lassen sich viele Moleküle, darunter auch Kraftstoffe, aus Biomasse herstellen, aus Algen beispielsweise. Und mithilfe innovativer Verfahren, wie etwa dem chemischen Recycling, können Moleküle aus Abfällen zurückgewonnen und praktisch beliebig oft wiederverwendet werden.“
Schon heute bei LANXESS: nachhaltigere Produkte
Bereits heute hat LANXESS eine ganze Reihe neuer, nachhaltiger Produkte auf dem Markt.
So setzen wir z. B. seit Anfang 2022 biobasierte Rohstoffe aus pflanzlichen Ölen für eine neue Serie von industriellen Konservierungsmitteln ein. Damit haben wir unser bewährtes Preventol-Sortiment um nachhaltige Varianten erweitert.
Für unsere Konservierungsmittel-Innovation Nagardo® nehmen wir die Natur als Vorbild. Nagardo® wird fermentativ aus der Kultur eines essbaren Pilzes gewonnen. Es ist das erste neue Konservierungsmittel für alkoholfreie Getränke seit 40 Jahren, das in der EU für diese Anwendung zugelassen wurde.