Das EU-Gesetz über kritische Rohstoffe muss die Versorgung der gesamten Industrie sicherstellen

Die angekündigten Exportkontrollen Chinas für Industrie-produkte und Materialien, die Gallium und Germanium enthalten, zeigen einmal mehr, dass die EU derzeit für ihren Import von Rohstoffen fast vollständig abhängig ist von einzel-nen Ländern. Lange hat sie das Thema der Rohstoffversorgung bisher vernachlässigt. Um diese Abhängigkeit abzubauen und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie sicherzu-stellen, hat die EU Kommission Anfang dieses Jahres den Critical Raw Materials Act (CRMA) vorgestellt. Er wird derzeit von den Mitgliedsstaaten und im EU Parlament diskutiert.

Gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) begrüßen wir 

  • die Festlegung ambitionierter Benchmarks bis 2030 für die Reduzierung von Importabhängigkeiten,
  • den Auf- und Ausbau europäischer Produktionskapazitäten in Bergbau, Verarbeitung und Recycling sowie 
  • einen einfacheren Zugang zu Finanzmitteln und kürzere Genehmigungsfristen für ausgewählte "Strategische Projekte"

Allerdings teilen wir auch die Bedenken des BDI, die in dem unten verlinkten Positionspapier genauer dargelegt werden. Dazu gehören 

  • das Fehlen anreizschaffender Finanzierungsinstrumente,
  • die Nichtberücksichtigung des über saubere Energietechnologien hinausgehenden Rohstoffbedarfs für die Transformation der gesamten Industrie und
  • rigide Aktualisierungszyklen von vorgeschlagenen vier Jahren für die Listen von kritischen Rohstoffen.

Viel zu oft wird vergessen, dass Chemikalien für die Wertschöpfungsketten der grünen Technologien - von Windkraftanlagen, Photovoltaik über Elektroantriebe bis hin zur Wärmedämmung - sowie für die gesamte Produktion von wesentlicher Bedeutung sind. Für das Erreichen des Green Deal Industrial Plans und für das Weiterbestehen einer wettbewerbsfähigen Chemieindustrie in Europa muss der CRMA- Vorschlag einen stärker inte-grierten Ansatz verfolgen. Dazu gehört zum Beispiel,  den Rohstoffbedarf zu wettbewerbsfähigen Preisen für die oft sehr komplexen Wertschöpfungs-ketten, mit Chemikalien als essentielle Bausteine, zu beachten. Es geht bei diesem Thema nicht nur darum, die Versorgung mit Rohstoffen sicherzu-stellen. Es geht auch darum, die mit der Verarbeitung dieser Stoffe einher-gehende Wertschöpfung und Wohlstandsgenerierung in Europa zu halten und auszubauen. 

Die Kommission sollte Rohstoffe nicht in ‚politisch bevorzugt‘ und ‚weniger bevorzugt‘ einteilen. Stattdessen sollte der tatsächliche von der Industrie mitgeteilte Bedarf zugrunde gelegt werden. In diesem Sinne sollte  der Anwendungsbereich vervollständigt werden. LANXESS setzt sich  für die Aufnahme von Phosphor auf die Strategische Rohstoffliste ein. Denn Phos-phor ist von großer Bedeutung für strategische EU Wertschöpfungsketten. Diese reichen von Batterietechnologie, Photovoltaik, Datenspeichern und Elektrotechnik bis hin zu Materialien für den Brandschutz, Hydraulik-flüssigkeiten, Schmiermitteln, Arzneimitteln, Agrochemikalien, Katalysatoren und Metalllegierungen.

Ohne bestehende Verarbeitungskapazitäten sind wir in Europa derzeit vollständig auf Phosphoreinfuhren aus drei Ländern (insbesondere vom Hauptlieferanten Kazakhstan) angewiesen.  Nur wenn Phosphor in die Liste der strategischen Rohstoffe aufgenommen wird, erhalten Projekte, die auf die Gewinnung, Verarbeitung und das Recycling von Phosphor in Europa abzielen, den Status "strategisch". Erst dann profitieren sie von schnelleren Genehmigungen, gemeinsamen Beschaffungsinstrumenten und werden von der EU-Kommission und den Mitgliedstaaten durch die im CRMA-Vorschlag festgelegten Benchmarks der Union gefördert.

Weitere Informationen zur strategischen Wichtigkeit von Phosphor finden Sie in unserem Positionspapier und der BDI Stellungnahme.

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