
Frauen auf die Kommandobrücke
„Wir haben hier in den letzten Jahren schon einiges erreicht, sehen aber weiter deutliches Potential, das wir nutzen wollen.“
Stephanie Coßmann,
Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektorin von LANXESS
Wir stellen fünf Frauen vor, die bei uns in spannenden Führungspositionen arbeiten.
Nele, Nora, Eliane, Kathrin und Vera erzählen,
- dass es möglich ist, sich in Berufen durchzusetzen, die klassische Männerdomänen sind,
- wie wichtig es ist, dass ein Unternehmen dieselben persönlichen Werte verkörpert,
- dass Frauen Karriereziele kommunizieren müssen,
- wie entscheidend Vorbilder und Mentoren im Betrieb sind.
„Ich bin gegen Quoten – Chancengleichheit und Bildung sind der Schlüssel zum Erfolg“

Als ich alle Testphasen bestanden hatte, gab es am Ende ein Gespräch mit dem lokalen Leiter. Das Gespräch lief gut, aber er sagte zum Schluss: Ich sei eine Frau, jung und gerade verheiratet. Er hätte lieber einen Mann in der Position, denn der würde nicht schwanger und wäre produktiver als eine Frau. Damit hatte sich dieses Unternehmen für mich disqualifiziert. Wenn die Führungsebene so denkt, dann spricht das Bände.”
“Ich arbeite seit nun 19 Jahren für LANXESS und das Unternehmen hat mich mehr als einmal unterstützt. Ich hatte in dieser Zeit zwei Operationen, die nicht leicht für mich waren. In diesen Phasen stand die Führungsebene von LANXESS voll und ganz hinter mir und bestärkte mich sogar darin, mir so viel Zeit wie nötig zu nehmen, um wieder ganz gesund zu werden. Das hat mich extrem motiviert. Ich wollte schnell zurückkehren und das Vertrauen zurückgeben.
Auch als ich für meine Adoptivkinder Elternzeit nahm, habe ich nur Unterstützung erfahren. In Teilzeit zu arbeiten kam für mich nicht in Frage. Ein Homeoffice-Tag in der Woche reicht, um auch noch andere Dinge zu erledigen. Ich versuche, mir die Wochenenden frei zu halten und abends zum Essen zu Hause zu sein.
Mein Hobby ist meine Familie, mit ihnen zusammen zu sein. Das ist für mich und meine innere Ausgeglichenheit wichtig. Ich teile mir die gesamte Hausarbeit, die Termine mit den Kindern und alles andere mit meinem Mann, binde dazu noch stark meine Eltern ein, wenn ich auf Dienstreisen bin, und wir haben eine Haushaltshilfe. Jungen Frauen rate ich: Glaubt an euch, lernt und seid engagiert, neugierig und teamorientiert. Teilt Hausarbeit und Familientermine mit anderen. Gebt jederzeit euer Bestes, habt Freude an Menschen und arbeitet nur für Unternehmen, die die gleichen Werte wie ihr leben. Dies ist der Schlüssel zu Erfolg und Zufriedenheit.“
“Teilzeit heißt: extrem gut organisiert zu sein”

„Im Vordergrund sollten die Leistungen stehen, die mein Team und ich gemeinsam erbringen. Dass ich meine Führungsposition in Teilzeit ausübe, muss dabei eine Selbstverständlichkeit werden.
Meine Vorgesetzten haben mich darin immer bestärkt, sowohl in meiner alten Position als Strategin für die den Geschäftsbereich Material Protection Products als auch in meiner neuen Funktion als Head of Strategy in der Business Unit Liquid Purification Technologies.”
Als ich nach jeweils einem Jahr Elternzeit in den Job zurückkehrte, kommunizierte ich klar, dass ich in Teilzeit arbeiten möchte, aber dennoch meine Karriere im Blick habe. Ich bin leistungsbereit und möchte mich engagieren. Das einmal zu artikulieren ist für alle Beteiligten wichtig.
2018 war ich erneut ein Jahr in Elternzeit. Zuvor hatte ich durch die Akquisition und Integration des „Clean and Disinfect“-Geschäfts des US-amerikanischen Chemie-Konzerns Chemours zeigen können, dass eine Projektleitung in Teilzeit gut funktioniert. Im November wurde ich dafür in die Liste der erfolgreichen ,TOP 40 unter 40‘ aufgenommen, die jährlich die Zeitschrift ,Capital‘ erstellt. Das hat mich sehr gefreut.“
"Das Gleichgewicht zwischen Job und Familie ist schwer zu finden“

“Manchmal ist es schwierig, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Familie und Beruf zu finden. Und für einige Dinge brauchen Kinder einfach ihre Mutter. Das ist besonders schwierig, wenn ich viele wichtige Meetings habe oder auf Geschäftsreise muss.
Wochenenden mit der Familie und Feiertage sind deshalb besonders wichtig, weil ich mir dann viel Zeit nehme, mit den Kindern zu spielen und ihnen Aufmerksamkeit zu geben. Sobald man eine Familie hat, ist es zudem schwieriger, eine Expatriate*-Karriere zu machen. Mein Mann musste seinen Job aufgeben und versucht jetzt, eine Arbeitsgenehmigung zu bekommen. Derzeit schmeißt er den Haushalt – das macht es mir wiederum leichter.“
„Ich bin gegen Quoten – Chancengleichheit und Bildung sind der Schlüssel zum Erfolg“

Aber auch die erfahrenen Kollegen im Betrieb, die Jahrzehnte denselben Chef hatten, standen nun plötzlich einer jungen Frau ohne praktische Erfahrung in der chemischen Industrie gegenüber.
Für mich erwies sich der Sprung in die Praxis als richtig. Ich habe eine enorm steile Lernkurve mitgemacht und bin dankbar für die Unterstützung, die ich im Betrieb stets erhalten habe.
Allein aufgrund meines Geschlechts habe ich im Betrieb keine Vorurteile erfahren. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass in den neuen Bundesländern traditionell immer viele Frauen neben der Familie berufstätig waren und dabei häufig auch technische Berufe ergriffen haben.
Vor Kurzem habe ich nun den Sprung in ein anderes Metier gewagt. Als Business Managerin für das Insektenschutzmittel Saltidin® kann ich noch einmal eine ganz andere Facette der Arbeit in einem global agierenden Chemieunternehmen kennenlernen. Für mich ist es wichtig, dass ich mich stets weiterentwickeln und meinen Horizont erweitern kann.
Für mich persönlich war das ‚Frauen-Thema‘ nie ein Grund, Herausforderungen nicht anzugehen: Ich selbst bin mit Rollenmodellen aufgewachsen, in denen kein Platz für Vorurteile aufgrund des Geschlechts war. Meine Mutter, Großmütter und meine Schwester sind alle sehr starke Frauen, die immer hart gearbeitet und Familien gegründet haben.
Das Quotendenken empfinde ich als falsch. Für mich zählt die Qualifikation von Mitarbeitern mehr als das Geschlecht, zudem muss das Team funktionieren und gute Ergebnisse erzielen. Es ist jedoch offensichtlich, dass wir in Deutschland noch einige Arbeit vor uns haben, um die Qualifizierung von Frauen auch in traditionell eher von Männern dominierten Berufen voranzubringen. Dies beginnt für mich bei der Erziehung zu Hause und in der Schule.“
„Mein Vorgesetzter hat mich bei meiner Karriereplanung unterstützt“

Mein Vorgesetzter hat mich in diesem Vorhaben unterstützt. Wer aus der Forschung kommt, wird allerdings nicht über Nacht Betriebsleiterin.
Gemeinsam erarbeiteten wir einen Plan, um mich auf den neuen Job vorzubereiten. Nach der Geburt meines Sohnes 2014 und nachfolgender sechsmonatiger Elternzeit wurde ich 2015 zur Produktionsmanagerin im PSP*-Betrieb befördert. Drei Jahre später, nach der Geburt meiner Tochter 2017, habe ich dann im Juli 2018 den Job als erste Betriebsleiterin im PSP-Betrieb übernommen. Streng genommen könnte man sagen, ich habe nach jedem Kind eine bessere Position erhalten.”
“Die Arbeit macht mir nach wie vor sehr viel Spaß, auch wenn der Spagat zwischen Arbeit und Familie nicht immer einfach ist. Ich kann nicht dauerhaft im Homeoffice arbeiten, da ich als Betriebsleiterin ansprechbar sein muss. Entscheidend für mich war, dass ich weder oft auf Reisen noch viel zu auswärtigen Terminen unterwegs bin. Das macht meinen Arbeitsalltag in sehr hohem Maß planbar und erleichtert die Organisation des Familienalltags deutlich.
Obwohl dies eine stark männerdominierte Branche ist, habe ich nie Vorurteile aufgrund meines Geschlechts zu spüren bekommen