Wenn Gleichberechtigung kein Fremdwort ist
#BreakTheBias
Redakteurin: Kerstin Stenger
Frauenpower in Kanada
Eine Frau als Betriebsleiterin, das ist ein Novum in West Hill. Seit 2020 leitet Katherine den LANXESS Betrieb für industrielle Schmiermittel und Fette. Mit ihrer Führungsposition in einer Männerdomäne zeigt, sie das Gleichberechtigung in West Hill gelebt wird. An ihrer Seite, zwei weitere starke Frauen – ebenfalls in Führungspositionen.
Wir haben mit ihr über ihren Job, Gleichberechtigung und die Vorteile weiblicher Führung gesprochen.
Wie fühlen Sie sich als erste weibliche Leiterin des Standorts West Hill?
Ich liebe meinen Job und fühle mich sehr wohl in West Hill. Ich habe hier am Standort schon sehr viel erreicht und das freut mich. Allerdings bedeutete der Erfolg für uns alle auch eine Umstellung. Als ich in West Hill anfing, arbeiteten nur wenige Frauen am Standort. Vielleicht drei oder vier. Die Kollegen waren mir gegenüber zunächst etwas skeptisch. Aber sie waren auch sehr offen, haben mir zugehört und mich ernst genommen.
Früher dachten die Mitarbeitenden eher in Silos. Sie hatte feste Bereiche und die Hierarchie war sehr komplex. Dadurch schaute man selten über den Tellerrand, Synergien bilden oder andere Meinungen akzeptieren war schwierig. Ich wollte das unbedingt ändern, auch wenn das für mich und meinen Führungsstil eine Umstellung bedeutete.
In früheren Funktionen hatte ich immer "meine Stiefel an" und war bereit, taktische Entscheidungen zu treffen. Jetzt setze ich mehr auf Dialog und Eigenverantwortung. Das erfordert weniger taktische Entscheidungen und mehr Anleitung meines Teams. Jetzt muss ich lernen, zu delegieren und meinem Team mehr Verantwortung zu übertragen. Ich kann nicht über alles Bescheid wissen - aber mein Team schon. Ich bin noch dabei, mich daran zu gewöhnen, aber es ist großartig zu sehen, wie sich mein Team entwickelt und wächst.
Hierarchisch sind wir jetzt flacher aufgestellt. Wir haben gelernt andere Perspektiven anzunehmen, gemeinsam Ideen umzusetzen und uns gegenseitig zu unterstützten. Dadurch sind wir als Team zusammengewachsen und erfolgreicher geworden. Wir haben sogar den “Performance Culture Champion Award” gewonnen.
Was macht Ihnen am meisten Spaß?
Das Beste an meinem Job ist Menschen zusammenzubringen. Das ist wichtig, um Herausforderungen meistern zu können. Gemeinsam sind wir stark.
Ich gebe zwar klare Ziele vor oder thematisiere Visionen, aber mir ist es wichtig, dass meine Mitarbeitenden den Weg zum Ziel selber finden. Ich coache sie und versuche eine gewisse Guidance mitzugeben. Sie sollen lernen, Herausforderungen oder Veränderungen auf ihre eigene Art zu lösen, sich selber einen „Werkzeugkoffer“ zu erstellen, aus dem sie sich bei Bedarf bedienen können.
Wurden Sie im Laufe Ihres Berufslebens mit Vorurteilen oder Diskriminierung konfrontiert?
Meist basierten die Vorurteile auf alten Denkmustern oder Erfahrungen. Um ein Beispiel zu geben: Wenn Dienstleister oder Lieferanten an unseren Standort kommen, wollen sie mit dem Verantwortlichen sprechen. Und das ist für sie traditionell ein „ER“. Sie sind sehr erstaunt, wenn ich dann erscheine.
Ansonsten habe ich Diskriminierung eher aufgrund meines Alters erfahren. Vor 20 Jahren mussten Führungspersonen in den Mittfünfzigern sein, um überhaupt eine Chance auf die Position zu haben. Das Alter wurde mit Erfahrung gleichgesetzt. Das ändert sich gerade sehr schnell. Und das ist gut so.
Ich habe eher Ablehnung erlebt. In meinen Jobs zuvor kam es vor, dass
- ich in Besprechungen keine Möglichkeit bekam mich zu äußern,
- meine Meinung nicht respektiert wurde,
- Dritte davon ausgingen, dass ich für eine bestimmte Position nicht zuständig sein kann,
- oder Mitarbeitende davon ausgingen, dass ich aufgrund meines Alters fachlich nicht versiert bin.
Ich versuche heute ein gutes Beispiel für andere junge Frauen zu sein. Ich denke immer mein Gegenüber verdient Respekt. Leider ist das nicht die Norm. Wenn ich Diskriminierung oder Ablehnung mitbekomme, spreche ich es sofort an. Und das sollte jeder machen
Würde Sie Frauen den Weg in Männerberufe empfehlen?
Ja! Frauen bringen frischen Wind und andere Blickwinkel in eine Abteilung.
Als ich den Posten der Betriebsleiterin übernahm, war meine Nachfolgerin in der Produktionsleitung eine Frau namens Sarah Robinson. Wir werden oft als das "dynamische Duo", weil wir gut als Team funktionieren und den Betrieb voranbringen wollen. Das ist witzig - aber es ist extrem wichtig, weibliche Vorbilder in allen Arten von Berufen zu haben.
Meine Kollegin Sarah Chartier beispielsweise, die im März 2020 als Trainee in West Hill anfing, ist für die Instandhaltung zuständig. Sarah wechselte von einer Ausbildung im kaufmännischen Bereich zu uns. Ich war nervös, wie sie in einem Team aufgenommen wird, das nur aus Männer besteht. Aber alle lieben sie. Sie geht auf die Männer zu und spricht mit ihnen. Sie spricht ihr Vokabular und versteht ihre Anliegen sehr schnell. Zudem hat sie die Fähigkeit komplexe Sachverhalte einfach herunterzubrechen. Das mögen die Kollegen. Aber Sarah bringt auch ihre Sichtweise ein und vertritt sie.
Ich denke ein wesentlicher Vorteil für Frauen in Führungspositionen ist eine gute Kommunikationsfähigkeit! Das bereichert ein Team, weil viele Themen angesprochen werden und nicht unausgesprochen im Raum stehen bleiben. Letzteres fördert Konflikte, ein Dialog hilft Konflikten zu vermeiden..
Welche Tipps geben Sie Frauen auf ihrem beruflichen Weg mit?
Ich empfehle ihnen:
- Baue ein Netzwerk auf. Das ist sehr wichtig.
- Sei du selbst, verstell dich nicht.
- Fokussiere dich auf deine Stärken.
- Finde einen Weg, dich zu äußern.
Wichtig ist es, Vorurteile und Diskriminierung immer anzusprechen, wenn sie einem auffallen. Die Gesellschaft muss damit konfrontiert werden. Die Welt ist im Wandel und Frauen gestalten diesen Wandel aktiv mit.