Stress lass nach!
Was vorher stressig schien, ist heute, unter Corona-Bedingungen, noch anstrengender: Unwägbarkeiten und Doppelbelastungen, schwierige Kommunikation und neue Abläufe, Sorgen um die Familie und die Gesundheit – all das setzt Manager und Beschäftigte unter Druck. Die Folgen: Erschöpfung, emotionale Unzufriedenheit, gebremste Produktivität.
"Die Welt ist voll von Stressfaktoren, jetzt mehr denn je. Gerade in schwierigen Zeiten wollen Führungskräfte ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwas Gutes tun. Und diese wiederum übernehmen mehr Verantwortung für ihr Wohlbefinden. Man kann sagen: Corona brachte den Durchbruch für Achtsamkeit in unserem Unternehmen."
Monique Berens,
Leiterin Unternehmenskultur
Achtsamkeit ist in den Unternehmen angekommen
„Die Neurowissenschaft zeigt, dass Achtsamkeitstrainings die geistige Präsenz unmittelbar verbessern“, sagt Liane Stephan, Geschäftsführerin von Awaris.
Awaris ist auf Achtsamkeitstrainings und die entsprechende Organisationsentwicklung spezialisiert. Unternehmen, die ihre Hilfe in Anspruch nehmen, wollen ihre Mitarbeitenden für ein Umfeld mit steigender Informationsdichte und Komplexität fit machen. Zum Beispiel durch
- besseren Umgang mit Stress: Die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion des US-Medizinprofessors Jon Kabat-Zinn kommt im betrieblichen Gesundheitsmanagement zum Einsatz. Sie beugt den krankmachenden Folgen chronischen Stresses vor.
- besseren Umgang mit Veränderungen: Achtsamkeitstrainings befähigen die Mitarbeitenden und Führungskräfte, flexibel auf nicht vorhersehbare Situationen zu reagieren.
So wirkt Achtsamkeit in der Praxis
Der Vorgang, seine Aufmerksamkeit immer und immer wieder bewusst zu fokussieren, ist ein zentrales Element der Achtsamkeitspraxis. Achtsamkeit wird hauptsächlich dadurch eingeübt, sich bewusst einem bestimmten Objekt zuzuwenden. Das kann der Atem sein oder das Kommen und Gehen von Gedanken, Emotionen und körperlichen Empfindungen. Diese Praxis verändert Gehirnregionen. Beispielsweise der Bereich für Angst schrumpft. Der für Gedächtnisfunktionen wächst. Die wichtigsten Effekte bei regelmäßiger Übung:
- verbesserte Aufmerksamkeit,
- weniger Fehler,
- weniger wahrgenommener Stress,
- erhöhte Selbst-Effizienz,
- mehr Freude, Zufriedenheit und Glück.
Eine Business Unit geht voran
Michael Schäfer war einer der Teilnehmenden der Achtsamkeitsworkshops bei LANXESS. Der Leiter der Business Unit Material Protection Products (MPP) war so überzeugt von dem Nutzen der Trainings, dass er 2019 das Programm Mindful@MPP weltweit ausrollte – auch in den Produktionsbetrieben.
“Achtsamkeit fördert die Sicherheit, denn die Mitarbeiter sind durch ein Achtsamkeitstraining in der Lage, sich besser zu fokussieren. Außerdem liefern nur glückliche und zufriedene Mitarbeiter gute Arbeit ab. Das Training unterstützt dieses Wohlbefinden. Das wirkt sich indirekt auch wieder auf einen respektvollen Umgang und eine gute Arbeitsatmosphäre aus und führt letztendlich zu geringeren Ausfallzeiten.”
Michael Schäfer
Leiter der Business Unit Material Protection Products
Der erste Teil des Roll-outs war bereits erfolgreich: In Nordamerika, Köln, Leverkusen, Krefeld-Uerdingen sowie in Singapur und Shanghai wurden Trainings angeboten und positiv angenommen. Achtsamkeit ist in der Business Unit in vielen Bereichen Teil des Führungs- und Teamstils. Leider stoppte die weltweite Corona-Pandemie die Pläne, in einer zweiten Phase noch mehr MPP-Mitarbeitenden Achtsamkeitstrainings anzubieten. Es soll aber weitergehen, sobald physische Trainings wieder für alle sicher durchführbar sind.
Achtsamkeit – nur was für Softies?!
„Das ist doch alles Esoterik…“ – nach wie vor begegnen Monique Berens beim Thema Achtsamkeit viele Vorurteile. „Ich war dem Thema Achtsamkeit anfangs sehr skeptisch gegenüber eingestellt“, sagt zum Beispiel Philipp Borgs, Manager M&A Projects im Geschäftsbereich Material Protection Products. Er gibt zu, dass er zunächst zurückhaltend auf die Trainings reagierte. Doch der Nutzen zeigte sich für den Manager schnell: „Ich habe gelernt, konzentrierter und bewusster an bestehende Aufgaben heranzugehen und mich nicht sofort ablenken zu lassen. Man kann eben nicht drei oder vier Dinge parallel bearbeiten.“
Auch mit diesen Vorurteilen müssen sich Monique Berens und Liane Stephan häufig auseinandersetzen:
- Achtsamkeit ist spirituell: „Spiritualität spielt in den Trainings nicht die geringste Rolle“, sagt Liane Stephan. Die Expertin vermittelt die Erkenntnisse der Neurowissenschaften. Zudem verankern praktische Übungen die Achtsamkeitserfahrungen im Gedächtnis und im Alltag.
- Achtsamkeit ist etwas für Softies: Sie ist, im Gegenteil, zentral für Führungskräfte. Denn diese brauchen Aufmerksamkeit und Empathie für ihr Gegenüber, um zeitgemäß zu führen, zu motivieren und zu tragfähigen Lösungen zu finden.
- Achtsamkeit ist der Notnagel für Low-Performer: Informationsflut und Multitasking sind typische Erscheinungen der modernen Arbeitswelt. Chronischer Stress drückt langfristig auf jedermanns Performance.
Achtsamkeit unter COVID-19: Praxisübungen gehen auch digital
Allen LANXESS-Mitarbeitenden weltweit steht ein kostenloses Online-Einführungsprogramm in die Achtsamkeitspraxis zur Verfügung. Zusätzlich zu digitalisierten Trainingsmodulen bietet Monique Berens 60-minütige Videoveranstaltungen auf Deutsch und Englisch an. Darüber hinaus gibt es lokale Angebote auf Spanisch, Französisch sowie auf Portugiesisch für die brasilianischen Standorte.
Viele Führungskräfte kommen in der Pandemie auf Monique Berens zu: Sie möchten etwas für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen, damit sie nicht abrutschen in negativen Stress.